Hart im Nehmen, Präzision als Standard

Hart im Nehmen, Präzision als Standard

 

Selbst bei kleinsten Losgrößen macht das Hartdrehen inzwischen Sinn. Mittel- und langfristig zeigt sich diese Bearbeitung bei bestimmten Werkstücken sogar als wirtschaftlicher gegenüber dem Schleifen. Dass damit aber auch noch vergleichbare Präzision zu realisieren ist, zeigt die Erfahrung des Unternehmens Cantec Gmbh & Co. KG in Essen mit der Hardinge QUEST8/15 SP.

Selbst wenn das Hartdrehen durch kürzere Zykluszeiten oder auch schnellere Werkzeugwechsel das Schleifen nicht verdrängen wird, so ist aus einer der jüngsten Zerspanungstechnologien mittlerweile eine feste Größe geworden. Vorausgesetzt, die Drehmaschinen sind produktiv, flexibel und präzi-se. Ein Spagat, den die Hardinge QUEST 5/81 SP scheinbar beeindruckend vollbringt. So zumindest sieht es Detlef Wiaczka, zuständig für den Werkzeugbau bei Cantec:

„Nach unserem Entschluss auf Hartbearbeitung umzustellen, haben wir mit einem Musterwerkstück Drehmaschinen verschiedener Hersteller getestet. In unserem Bauteilespektrum – das sind gehärtete Werkstoffe und unterbrochene Schnitte – hat die Hardinge QUEST 5/81 SP gegenüber den Wettbewerbern am meisten überzeugt.“

In Essen werden auf der Drehmaschine Prägestempel und Schnittwerkzeuge aus gehärtetem Werkzeugstahl bis 64 HRC mit Toleranzen unter 1/100 mm bearbeitet. Dass es noch genauer geht, machen aber auch Passdurchmesser von unter 1 µm oder auch Werkstücke, die von beiden Seiten bis zur Mitte bearbeitet werden, deutlich. Die Abmessungen reichen bis Durchmesser 250 mm und Längen bis 600 mm. Eine maximale Formabweichung von 2/100 mm darf dabei nicht überschritten werden. Möglich wird diese Präzision durch verschiedene Parameter.

Einerseits darf bei der beidseitigen Bearbeitung absolut kein Umkehrspiel in der Maschine vorhanden sein. Anderseits muss auch der Maschinenkörper steif genug ausgelegt sein. Und last but not least muss das Spannsystem die erforderliche Genauigkeit unterstützen.

Das Hardinge-Spannsystem ist im konkreten Fall ein Spannkörper, der auf die Spindelnase mit einem Spannzangenähnlichen Aufsatz geschraubt wird. Dadurch ist es möglich, das Werkstück sehr nahe an den Spindellagern zu spannen und so äußerst stabil und präzise zu bearbeiten. Detlef Wiaczka hat das Konzept mittlerweile vollkommen überzeugt:

„Wenn wir in ein Werkstück freie Konturzüge einbringen müssen, gehen wir mit dem gespannten Werkstück zunächst auf die Erodiermaschine. Im Anschluss wird das Bauteil auf der Drehmaschine fertig bearbeitet. Das ist genial und hat außer Hardinge niemand angeboten.“

Als ebenso positiv empfindet man in Essen auch die Problembehandlung bzw. die Instandhaltung der Maschine beispielsweise nach einem Crash. Der Reitstock lässt sich problemlos nachjustieren, die Spindel ohne Herstellerservice wieder einstellen. Das liegt daran, dass alle relevanten Bauteile nicht verzapt sondern über definierte Anzugsmomente verschraubt sind. Diese Vorzüge möchten die Verantwortlichen bei Cantech heute freilich nicht mehr missen.

Wichtiger aber war ihnen, dass mit einer Standardmaschine messbar Zeit und Kosten reduziert werden können. Und das obwohl die Konturen nicht immer ganz einfach sind, teilweise sind Radien von 3,8 m gefordert. Mittlerweile sind es 25 bis 30 Prozent, die durch die Umstellung auf das Hartdrehen eingespart werden konnten.

Fakten, die, die Verantwortlichen ebenso überzeugen wie die Tatsache, dass auf die QUEST 5/81 SP teilweise auch Werkstücke zur Schruppbearbeitung geladen werden. Der Maschine konnte das bislang nichts anhaben, denn die erst kürzlich durchgeführte geometrische Vermessung hat gezeigt: Die Maschine arbeitet nach zwei Jahren (dreischichtig) präzise wie zu Beginn, bringt nach wie vor höchste Oberflächengüten und Verschleiß war keiner festzustellen.

 

Nebenbei bemerkt:

Detlef Wiaczka, zuständig für den Werkzeugbau:

„Normale Drehteile sind kein Problem. Das Hartdrehen mit unterbrochenem Schnitt dagegen kann in dieser Präzision nicht jeder.“

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